Unruhen und Proteste in Panama im November 2023

Alles, was Du zu den Protesten wegen des Bergbauvertrages von Minera Panama wissen musst!

Die gute Meldung zuerst, die Proteste in Panama sind mit der Entscheidung des Verfassungsgerichtshof vom 27.11.2023 zu Ende gegangen, alle Straßen sind wieder offen und damit kann das Land wieder uneingeschränkt besucht werden.

In diesem Blogeintrag findest du alle Infos zu den Protesten in Panama im November 2023.

Worum ging es, und warum brachen Proteste aus?

Welche Einschränkungen gab es für Besucher?

Wie ist die aktuelle Situation, kann man Panama wieder uneingeschränkt besuchen?

Worum ging es?

Das aktuelle Konfliktthema in Panama ist eine Bergbaukonzession von knapp 13.000 Hektar in einem Primärregenwaldgebiet an der Atlantikküste Panamas. Dieses Urwaldgebiet ist Teil des Corredor Biologico del Atlantico Mesoamericano, einem besonders schutzwürdigen, durchgängigen Regenwaldgebiet an der Karibikküste Mittelamerikas zwischen Kolumbien und Mexiko. Gegen die Konzession wurde bereits im Jahr 2009 eine Verfassungsklage eingebracht und der Verfassungsgerichtshof hat die Konzession im Jahr 2017 verfassungswidrig erklärt, diese Entscheidung wurde erst im Jahr 2021 veröffentlicht.

Lage von dem Tagebau von Cobre Panama

Für uns wird es nun auch Zeit aufzustehen. Es ist 6 Uhr morgens. Für mich als Langschläferin ist das gewöhnungsbedürftig. Brot, Käse und Chorizo „versüßen“ uns den Tagesanfang. „Bitte lächeln!“ Bevor wir Pascal verlassen, bitten wir Molinar, ein Erinnerungsfoto zu schießen.

Tagebau von Cobre Panama inmitten des Corredor Biologico

Link zu Google Maps mit Standort vom Tagebau https://maps.app.goo.gl/J6UqQpReX5cViGmcA

Warum brachen die Proteste aus?

Die aktuelle Regierung hat dann Ende Oktober dieses Jahres eine neue Konzession im Eiltempo durch das Parlament gepeitscht (drei Tage) und dabei eine durch nationale Gesetze und internationale Abkommen vorgeschriebene Bürgerbeteiligung umgangen. Das hat dann (fast) die gesamte Bevölkerung Panamas gegen die Konzession aufgebracht, wegen der Umweltzerstörung, der nicht stattgefundenen Bürgerbeteiligung, den geringen Konzessionsabgaben und natürlich der Korruption, die bei solchen Verträgen immer eine Rolle spielt und die auch so im Land grassiert.

Ein weiterer Punkt, der die Bevölkerung Panamas aufgebracht hat, ist das laut Gesetz ausländische Staaten keine Konzessionen von Bodenschätzen in Panama erhalten dürfen (bei der Bergbaufirma Minera Panama und ihrem kanadischen Eigentümer First Quantum Minerals halten koreanische und chinesische Firmen ca. 30% der Anteile). Die Tatsache dass ausländische Staaten über panamaisches Staatsgebiet verfügen können, stößt bei der Bevölkerung sehr sauer auf, da die USA mit der Kanalzone für fast 100 Jahre eine koloniale Enklave in Panama besessen haben, in die kein Panamaer rein durfte und in der Panamaer keine Rechte hatten. Der Kanalvertrag war auch nur durch falsches Spiel von einem Manager der französischen Kanalfirma (Phillip Bunau-Varilla) zustande gekommen, das erinnert an das falsche Spiel des aktuellen Vertrages. Der Panamakanal konnte danach nur durch den jahrzehntelangen friedlichen Kampf der Panamaer von den USA zurückgewonnen werden und wird erst seit dem Jahr 1999 von Panama verwaltet. Deswegen ging das ganze Land auf die Straße, Gewerkschaften, Lehrer, indigene Gruppen und die breite Bevölkerung in den Städten und am Land.

Massendemonstrationen in Panama Stadt

Welche Einschränkungen gab es für Besucher?

Demonstrationen und Mahnwachen fanden jeden Tag statt, in der Hauptstadt Panama Stadt wurde jeden Tag demonstriert, auch in vielen Städten des restlichen Landes. Als Protestmaßnahme wurde der Panamerican Highway zwischen den Städten Santiago und David an ca. 20 Stellen für über vier Wochen gesperrt. Auch an anderen Stellen der Panamericana und anderen Orten wie der Stadt Colón wurde der Verkehr immer wieder gesperrt. Deswegen legten Aida und Mein Schiff im November auch nicht in der Stadt Colon an.

Der Tourismus in Bocas del Toro funktionierte nur über den Luftweg, und auch die Provinz Chiriquí war nicht am Landweg zu erreichen. Während der Tourismus und das Leben in Panama Stadt relativ normal weitergingen. Und sogar Kreuzfahrtschiffe in Panama Stadt anlegten und Ausflüge reibungslos durchgeführt wurden.

Mahnwache vor dem Verfassungsgericht

Wie ist die aktuelle Situation, kann man Panama wieder uneingeschränkt besuchen?

Am 27.11.2023 erklärte der Verfassungsgerichtshof die Bergbaukonzession für verfassungswidrig. Die Entscheidung wurde erst am 28.11.2023 verkündet und in den Medien publik gemacht. Mit dieser Entscheidung wurde die Hauptforderung der Bevölkerung erfüllt, und in den darauffolgenden Tagen wurden dann auch alle Strassenblockaden aufgelöst.

Damit kann man ganz Panama wieder uneingeschränkt besuchen, auch legen die Kreuzfahrtschiffe wieder normal im Hafen Colón an.

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Bootsfahrt zu einem Dorf der Embera im Nationalpark Chagres

Landausflüge

Camino Real: 1. Tag Den Konquistadoren auf der Spur

Glücksritter aus aller Herren Länder, Sklaven und Maulesel passierten rund 200 Jahre lang den Camino Real (Königsweg). Sie transportieren das in Südamerika eroberte Gold und Silber vom Pazifik zum Atlantik, um es in Portobelo auf spanische Galeonen zu laden. Von dort aus wurden die Schätze nach Europa verschifft. Mit dem Niedergang der spanischen Kolonialmacht geriet diese 100 Kilometer lange Handelsroute zunehmend in Vergessenheit. Seit 2008 erkundet eine Forschungsgruppe um Christian Strassnig den ursprünglichen Verlauf des Camino Real. Auch ich begebe mich mit Cultour vier Tage lang auf die Spuren der Konquistadoren.

Wir – das sind Juliana und Anton aus Deutschland, Alicia und Irene aus Argentinien und unser Guide Lucia – steigen in einen grün-orangefarbenen getünchten, motorisierten Einbaum.

Ismael und sein Begleiter fahren uns nach Quebrada Ancha. Das im Chagres-Nationalpark gelegene Dorf ist nur über den Alajuela-See erreichbar. Dichte Büsche und Wälder umsäumen das Ufer. Im Dickicht verstecken sich Vögel vor unseren neugierigen Augen.

Störche ziehen elegant ihre Kreise über das sich leicht wogende Wasser. Nach etwa 20 Minuten Fahrt erreichen wir die rund 80-Seelen-Gemeinde. Im Gemeinschaftshaus werden wir mit einem besonderen Getränk willkommen geheißen. Esteban öffnet gekonnt mit einer Machete für jeden von uns eine Kokosnouss.

Das leicht süßliche Kokoswasser erfrischt uns. Nun versuche ich, das Kokosfleisch aus der Nuss zu pulen. Gibt es da eine besondere Technik? Keine Ahnung, aber ich sehe sehr unbeholfen dabei aus.

Einige Mädchen und Jungen des Dorfes haben sich schick gemacht und zeigen uns traditionelle Tänze.

Isabel, die Frau von Ismael, bereitet uns ein köstliches Mahl zu. Auf dem Speiseplan steht: frisch gefangener Tilapia aus dem Alajuela-See, Reis und Bohnen. Dazu wird uns frisch gepresster Grapefruitsaft gereicht.

Nach dieser leckeren Stärkung gehen wir die Camino-Real-Tour langsam an und erkunden nahe von Quebrada Ancha die alte Handelsroute. Immer wieder entdecken wir auf dem Weg altes Kopfsteinpflaster.

Ich wundere mich über handtellergroße Mulden im Pflaster. Sie sind durch Abnutzung entstanden. Die Hufe der Maultiere haben das Pflaster über die Jahre ausgehöhlt, sagt Lucia. Nicht nur kulturhistorisch weiß sie viel zu erzählen, orts- und pflanzenkundig erklärt sie uns auch die Fauna und Flora des Chagres-Nationalparks.

Dann taucht plötzlich ein flatternd-schillerndes Blau vor meinen Augen auf. Doch so unvermutet es erschienen ist, so rasch ist es auch wieder verschwunden. Es war ein Blauer Morphofalter, auch Himmelsfalter genannt. Wie so oft in der Tierwelt ist es das Männchen, das so majestätisch anzusehen ist. Bei den Weibchen ist das Blau nicht so stark ausgeprägt.

Wir lernen bei dieser Tour das Dorf besser kennen. Die Menschen von Quebrada Ancha wirtschaften nachhaltig. Sie verstehen sich als Hüter des Nationalparks. Sie bauen Kaffee an, züchten Bienen, verarbeiten lokale Gehölze in wunderschönes Kunsthandwerk.

Nun kehren wir in das Dorf zurück und schlagen unser Nachtlager auf. Zelte werden aufgestellt, Luftmatratzen aufgeblasen, Hängematten aufgehängt. Wir gehen früh schlafen, denn die kommenden Tage werden noch einige Abenteuer für uns bereit halten.

Camino Real: 2. Tag – Den Konquistadoren auf der Spur

Kikeriki, Kikeriki, Kikeriki – so werden wir am 2. Tag der Camino-Real-Tour „liebevoll“ geweckt. Ein Hahn krakeelt lauter als der andere. Sie scheinen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Wir stärken uns mit Spiegeleiern, Patacones (frittierte Kochbananen) und Kaffee.


Und was fehlt noch, um den Tag zu meistern? Sonnencreme Lichtschutzfaktor 50 großzügig auftragen und mit Insektenspray eindieseln. Nicht unbedingt ein Duft, den ich für ein Date verwenden würde. Aber das scheint jemandem schon recht bald ziemlich egal zu sein…

Um 8:30 Uhr geht es los. Fünf Stunden über Weiden und Wiesen in der prallen Sonne. Könnt ihr euch noch an die Mitschüler erinnern, die im Sportunterricht immer als Letzte in Mannschaften gewählt worden sind? Ja? Ich war in der Schule auch so ein Exemplar. Dann könnt ihr euch sicher vorstellen, wie ich keuchend und schnaufend da lang gekraxelt bin, denn an meiner „Sportlichkeit“ hat sich bis heute nichts geändert.

Immer wieder säumen Kühe unseren Weg. „Ich schau dir in die Augen, Kleines“, und bin ganz verliebt in den Blick dieser Kuh.

Wir passieren eine Anhöhe, auf der Holzhäuschen steht. Ein rotblonder und ein schwarzer Hund rennen plötzlich von diesem Hügel auf uns zu. Sind sie uns freundlich oder feindlich gesinnt? Sie wedeln mit ihren Schwänzen. Puh, nochmal Glück gehabt. Doch bevor wir auf Kuschelkurs gehen können, ruft ihr Besitzer sie auch schon wieder zurück.

Auch heute zeigt uns Lucia die Schätze der Natur, wie etwa den Panama-Baum, den der Staat 1969 zum Nationalbaum erklärt hat. Fun Fact: Jedes Land in Mittel- und Südamerika hat einen Nationalbaum, eine Nationalblume und einen Nationalvogel. Den Nationalbaum habe ich euch ja bereits verraten. Die Orchidee Flor del Espiritu Santo (Blume des Heiligen Geistes) ist die Nationalblume, der Greifvogel Aguila Harpia (Harpyie) der Nationalvogel.

Die Dorfbewohner von Quebrada Ancha haben uns einen für mich eher ungewöhnlichen Proviant mitgegeben: reife Zuckerrohrstangen. Doch wie soll ich das essen? Holzartige Fasern durchziehen das Innenleben des Zuckerrohrs. Das kann ich weder gescheit kauen, geschweige denn verdauen. Es ist jedoch einfacher als gedacht. Ich muss einfach nur den Zuckerrohrsaft aus den Fasern lutschen. Ich kann es kaum glauben, dieser Snack puscht meine Energie wieder nach oben. Molinar pflückt uns bei einer kleinen Pause noch Orangen. Nun steht dem nächsten Anstieg nichts mehr im Wege und das Kraxeln während der Hitze hat sich bei diesem Anblick ja nun wirklich gelohnt!

Nur noch eine Stunde laufen und dann haben wir endlich Mittagspause! Eine einheimische Familie bewirtet uns mit Hühnchen, Reis und Bohnen.

Anton und Juliane verlassen uns. Sie fahren weiter auf die Isla Grande. Auch Lucia wird die kommenden Tage nicht mit uns verbringen. Sie fährt nach Panama-Stadt zurück. Nun werden uns unsere Guides Molinar aus Quebrada Ancha und Euginio, der auch aus der Gegend stammt, ortskundig auf dem Camino Real begleiten. Sowohl Molinar und Euginio als auch meine Weggefährtinnen Alicia und Irene können kein Englisch und ich kein Spanisch. Na, das kann ja heiter werden. Wie erkläre ich ihnen, dass mich eine Schlange gebissen oder ein Skorpion gestochen hat!? Ach, es wird schon alles gut gehen…

Die kommenden Stunden waten wir durch Matsch. Immer wieder sinke ich so tief ein, dass das Schwarz meiner knöchelhohen Trekkingschuhe zu Schlammbraun wechselt. Gegen 18:30 Uhr erreichen wir unser Domizil für die Nacht. Unser Gastgeber ist Pascal. Er lebt in einer einfachen Holzhütte, doch es ist alles vorhanden, was der Mensch zum Überleben braucht. Neugierig inspizieren Irene und ich die Feuerstelle in der spartanisch eingerichteten Küche.

Wir scheinen bei Pascal in einen Männerabend hineinzuplatzen. Er hat Besuch von mehreren Freunden. Sieben Hunde laufen um uns herum, von denen drei Pascal gehören.

Auch an den grau-braunen Festungsmauern nagt der Zahn der Zeit.

Irene und ich steigen den Hügel zum nahegelegenen Fluss hinab. Wir wollen uns den Schweiß und Dreck des Tages abwaschen. Das Bad in der Flusssenke ist unglaublich erfrischend. Langsam schleicht die Dämmerung in den Wald. Glühwürmchen tanzen am Ufer. Zikaden läuten mit ihrem Gesang die Nacht ein.


Gut, dass wir unsere Stirnlampen mit dabei haben. Als ich jedoch das Licht auf meine Hose richte, um sie wieder anzuziehen, muss ich schreien. Eine Untertassenteller-große Spinne hat es sich auf meiner Hose gemütlich gemacht. Panisch schüttele ich sie ab. Aber die Spinne ist nicht das einzige Tier, das mich in Aufregung versetzt. Pascal hat einen kleinen Käfig, in dem eine Ratte eingesperrt ist. Eine RATTE. Das sind für mich die ekeligsten Tiere, vor denen ich panische Angst habe. Aber warum hält sich jemand eine Ratte? Am nächsten Morgen ist sie jedenfalls nicht mehr da. Und ich möchte auch nicht wirklich wissen, wo sie abgeblieben ist.

Irene, Alicia und ich machen es uns in den Hängematten gemütlich. Ich könnte glatt einschlafen, so fertig bin ich. Aber es gibt ja noch Abendessen, das uns Molinar zubereitet. Pascals Freunde machen sich auf den Heimweg. Und auch für uns wird es nun Zeit, schlafen zu gehen.

Landausflüge

Camino Real: 3. Tag – Den Konquistadoren auf der Spur

Kikeriki, kikeriki, kikeriki – wohlbekannte Geräusche wecken uns auch am 3. Tag unserer Tour. Doch nicht nur Pascals Hähne, zwei nennt er sein eigen, legen sich ins Zeug, uns wach zu machen. Ein hellbrauner Welpe findet unser Zelt höchst interessant und kratzt permanent daran. Obwohl er von dem Zelt weggescheucht wird, findet er immer wieder den Weg zu uns. Pascal muss wohl nochmal in die Hundeschule mit dem kleinen Lümmel. Und nur wenige Meter von uns entfernt freut sich ein grunzendes Schwein auf den anstehenden Tag.

Für uns wird es nun auch Zeit aufzustehen. Es ist 6 Uhr morgens. Für mich als Langschläferin ist das gewöhnungsbedürftig. Brot, Käse und Chorizo „versüßen“ uns den Tagesanfang. „Bitte lächeln!“ Bevor wir Pascal verlassen, bitten wir Molinar, ein Erinnerungsfoto zu schießen.

Die Etappe heute ist wohl temperiert. Weiden und Wiesen sind passé, der Camino Real führt uns am dritten Tag durch den schattenspendenden Regenwald. Ich fühle mich wie Indiana Jones. Wir durchqueren unzählige Flussbetten, steigen im flachen Wasser vorsichtig über moosbewachsene Steine. Wir kraxeln verschlammte Berge hoch, waten durch tiefen Matsch, steigen über Stock und Stein, schlängeln uns auf glitschigen, engen Pfaden entlang. Für passionierte Wanderer ein Traum, für mich, für die Sport ein Fremdwort ist, eine körperliche Herausforderung.

Dort erwartet uns ein Kuriosum der Katholischen Kirche. In einer Glasvitrine steht eine schwarze Christusfigur

Molinar geht furchtlos voran. Mit einer Machete kämpft er für uns den Weg frei, falls Schlingpflanzen und Äste diesen unpassierbar machen. Er hält auch Augen und Ohren offen, falls gefährliche Tiere unseren Weg kreuzen sollten. Eugenio ist der Letzte im Bunde. Er achtet darauf, dass keiner von uns zurückbleibt. Ich würde aus diesem Labyrinth nicht mehr herausfinden. Deshalb arbeitet Christian von „Cultour“ nur mit Einheimischen zusammen, die den Wald wie ihre Westentasche kennen. Der Camino Real ist weder ausgeschildert noch als „klassischer“ Wanderweg erkennbar. Vor vier Jahren wurde zwei Niederländerinnen die Abenteuerlust zum Verhängnis. Sie brachen ohne ortskundige Führerzu einer Dschungelwanderung in der panamaischen Provinz Boquete auf. Monate später wurden nur mehr ihre sterblichen Überreste gefunden. Die genauen Umstände ihres Todes konnten bis heute nicht geklärt werden.

Aber das kann uns Gott sei Dank mit Molinar und Eugenio nicht passieren. Immer wieder bin ich erstaunt, wie sehr sie mit ihrer Umgebung vertraut sind. Sie machen uns auf gut getarnte Tiere aufmerksam, die ich im Leben allein nie gefunden hätte.

Sie schlagen uns Stöcke zurecht, mit denen wir auf dem glitschigen Boden viel besseren Halt haben, reichen uns ihre Hände, um uns bei etwas gefährlicheren Abstiegen zu stützen. Als ich aus Versehen in einen Ameisenhaufen fasse und prompt gestochen werde, lindert Molinar mein Leid mit einem Extraktor, eine Art Saugpumpe gegen Insektenstiche. Wir sind in den besten Händen. Molinar wird sich jedoch in der zweiten Hälfte des Tages noch als kleines Schlitzohr entpuppen.
An einem Teich machen wir unsere erste Rast. Alicia und Irene lassen es sich nicht nehmen und springen gleich in das kristallklare Wasser.

Molinar und Eugenio filtern inzwischen Wasser, denn unsere Vorräte gehen langsam zur Neige. Nach 15 Minuten Rast geht es wieder weiter.
Dann entdecke ich etwas Eigenartiges. Wir passieren Eisenbahnschienen und dann türmt sich auch noch eine alte Eisenbahnbrücke vor uns auf. Wie kommen die denn dahin, frage ich mich.

Es sind Überbleibsel eines alten Schienenweges, der zu einer Magnesiummine führte. Das Erz wurde von dort direkt zum Atlantischen Ozean transportiert.

Bei einer längeren Mittagspause stärken wir uns mit Tortillas mit Frischkäse, Thunfisch und Mais.

Molinar mahnt zum Aufbruch. Schließlich wollen wir nicht erst im Dunkeln unsere Unterkunft für die Nacht erreichen. Das Wasser der Flüsse, die wir immer wieder durchqueren, erfrischt unsere müden Füße und wäscht den Dreck von unserer Kleidung. Doch schwuppdiwupp sind wir wieder dreckig. Und so wiederholt es sich den ganzen Tag: dreckig, sauber; sauber, dreckig.

Nun möchte ich euch nicht länger hinhalten und euch erzählen, warum der sonst so umsichtige und hilfsbereite Molinar eigentlich ein ausgekochtes Schlitzohr ist. Ich war so gut wie am Ende meiner Kräfte und fragte Molinar – mein Spanisch hatte sich inzwischen leicht verbessert – wann dieser Tag endlich ein Ende hätte. „Veinte minutos“, also nur noch 20 Minuten, bis wir unser Lager für die Nacht aufschlagen konnten. Na, das werde ich ja schon noch schaffen. Wir laufen und laufen und laufen. Wann sind wir endlich da, frage ich mich die ganze Zeit. Und ich lerne meine erste Lektion in Panama. Zeit- und Distanzangaben einfach mal drei nehmen und dann kommt es in etwa hin. Doch schon am nächsten Tag sollte ich wieder auf Molinar hereinfallen.

Naja, nach etwa einer Stunde – von wegen 20 Minuten – kommen wir endlich an. Die Nacht verbringen wir bei José, der dem indigenen Volk der Embera angehört.

Von Hähnen und Hühnern ist weit und breit keine Spur. Ich hatte mich doch schon so auf das morgendliche Ritualwecken gefreut. Aber ich lausche anderen, sehr seltsamen Geräuschen. Ist hier etwa irgendwo im Nirgendwo ein Autoscooter? Na, das kann ja nicht sein. Es sind Frösche, werde ich aufgeklärt.


Ich kann es kaum erwarten, in den Fluss zu springen. Auf dem Weg zurück passiert mir nach dem Griff in den Ameisenhaufen das zweite Malheur des Tages. Geschniegelt und gestriegelt sinke ich mit einem Fuß in ein kleines Schlammloch. Dieses Mal kommt jedoch nicht Molinar, sondern unser Gastgeber José mit Wasser angesprungen und reinigt meinen Fuß. Dass das nicht ganz uneigennützig passiert, erfahre ich am nächsten Morgen.

In der Hängematte möchte ich meinen müden Glieder endlich ausruhen. Aber Pustekuchen! Ein giftiger Skorpion zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich. Eugenio macht jedoch mit seiner Machete kurzen Prozess und schickt das Tier in die ewigen Jagdgründe. Fun Fact, der euch vielleicht einmal das Leben retten könnte: Je länger und dicker der Schwanz und je kleiner die Scheren des Skorpions sind, desto giftiger ist er auch. Also Obacht!

Nun aber ab ins Zelt. Ich lausche noch dem Jahrmarkt-Gequake, bevor ich rasch ins Schlummerland gleite. Das Sandmännchen habe ich nach so einem kräftezehrenden Tag echt nicht nötig.

Landausflüge

Zu Besuch in einem Dorf der Embera Indianer im Chagres Nationalpark

Die Embera sind eines der sieben Indianervölker von Panama. Ein Besuch in einem Dorf dieses Volkes lässt sich leicht von Panama Stadt oder Colon an der Karibikküste machen. Am Morgen fahren wir von Panama Stadt mit einem privaten Tourismusbus ca. 1 Stunde zum Alajuelasee im Chagres Nationalpark. Zuerst geht es noch durch die Vororte von Panama, an einer der größten Zementfabriken von Panama vorbei, dann kommen wir zum Besucherzentrum des Chagres Nationalparks. Einige Minuten später sind wir schließlich bei der Anlegestelle und gehen den Uferhang hinab zu den Einbooten der Embera Indianer, die hier schon auf uns warten.

Der Alajuelasee (nicht verwechseln mit dem Gatún Stausee, wo sich die Fahrrinne des Panamakanals befindet) ist ein Stausee im Flusslauf des Chagres der als Wasserreservoir für den Panamakanal während der Trockenzeit dient und in den 1930er Jahren errichtet wurde. Wir fahren mit dem Einbaum zuerst im See und danach flussaufwärts im Chagres. Die Einboote mit ihrem flachen Rumpf, sind die idealen Verkehrsmittel für Fahrten in den seichten Flüssen, oftmal streift der Boden des Rumpfes über Kies und Sand im Flussbett.

Unser erster Anlaufpunkt ist der Wasserfall der Quebrada Bonita. „Quebrada“ ist Spanisch für „Bach“, und „Bonita“ kann man als „Schön“ übersetzen. Früher mal, hiess der Bach hier Quebrada Fea (fea heisst „hässlich“) wegen der vielen Steine und Felsen im Bachbett, die das Fortkommen der Indianer und Campesinos schwierig machte, nun mit dem Tourismus überwiegt die landschaftliche Schönheit des Wasserfalles und daher der neue Name.

Der Marsch durch das Flussbett und den Regenwald ist wunderschön, mit etwas Glück kann man z.B. Brüllaffen hören und sehen. Auch andere Tiere kann man beobachten, vor allem Vögel entlang des Flusses und im Dickicht des Regenwaldes. Je nach Wasserstand des Alajuelasees dauert es zwischen 5 Minuten und einer halben Stunde um vom Boot zum Wasserfall zu kommen. Nach einigen Bachquerungen und leichter Kletterei über zwei Felsen erblicken des Wasserfall. Unter dem Wasserfall erstreckt sich ein Pool, indem man ausgezeichnet schwimmen kann (also unbedingt Badezeug mitnehmen).

Danach geht es wieder durch den Bach zurück zum Fluss Chagres und mit dem Einbaum zum Embera Dorf Tusipono (weitere Emberadörfer am Chagres sind Parara Puru, und Embera Drua. Parara Puru liegt nur 5 Minuten von Tusipono, Embera Drua jedoch etwas weiter flussaufwärts). Bei unserer Ankunft erwarten uns schon die Embera, während wir aus den Einbaum klettern, spielen sie ihre traditionelle Musik mit Flöten, Trommeln, Maracas und Gesang.

Im Versammlungshaus werden wir vom Chief offiziell willkommen geheissen und danach erklärt er uns mehr zur Kultur und Geschichte der Embera. Die ersten Emberafamilien sind erst in den 1960er Jahren in den Chagres Nationalpark eingewandert, zu der Zeit wurde der Panamakanal und die Kanalzone von den USA verwaltet, und die USA holten sich die Embera als Ausbildner für Überlebenstrainung im Dschungel für Soldaten in Vietnam und die Apollo-Astronauten.v

Nach interessanten Details zu Lebensweise, Geschichte, Religion, Kultur und Bevölkerung der Embera, erzählen sie uns mehr ihrem Kunsthandwerk. Die Schnitzereien machen die Männer und die kunstvollen Flechtarbeiten erstellen die Frauen. Zum Färben werden ausschließlich natürliche Elemente wie Pflanzen und Schwarzerde verwendet. Die Embera haben eine spezielle Webtechnik für Körbe, die diese so dicht arbeiten, dass man damit sogar Wasser aufbewahren kann, ohne dass es rausrinnt.

Im Anschluss führen die Embera ihre traditionellen Tänze auf, Tänze mit Flötenmusik und Trommeln werden nur von den Frauen getanzt und sind den Tieren des Regenwaldes gewidmet, wie zum Beispiel der „Schmetterlingstanz“ oder der „Kolibritanz“. Die Paartänze der Embera werden zu Cumbiamusik getanzt, auch ein Erbe ihres Herkunftslandes Kolumbien, aus dem sie im 18. und 19. Jahrhundert nach Panama eingewandert sind.

Dann wird uns das Essen gebracht: es gibt frittierten Tilapia und Patacones (frittierte Kochbananen), einfach köstlich. Der Tilapia ist ein Süsswasserfisch, frisch gefangen aus dem umliegenden Alajuelasee, und die Patacones schmecken ein bisschen wie Pommes Frittes. Serviert wird das in gefalteten Bananenblättern, man kann dazu auch ökologische Wegwerfteller sagen. Nach dem Essen werden die Teller und organische Abfälle in einen Bastkorb geworfen und danach als Dünger verwendet. Einfach genial: angewandte Ökologie im Regenwalddorf.

Ein Tagesausflug ist spannend, besser jedoch und mein Geheimtipp ist eine Nacht bei den Embera zu verbringen, dadurch lernt man das Leben der Embera kennen, wenn die Tagestouristen das Dorf verlassen haben, und man kann den Embera bei ihren alltäglichen Arbeiten zusehen oder zusätzliche Wanderungen durch den Regenwald machen.

Cultour-Reisetipps:

Und mein Geheimtipp: Bleiben Sie eine Nacht im Emberanacht, eine Nacht in einem Indianerdorf im Regenwald ist ein unvergessliches Erlebnis, Nächte in einem Hotel verbringt man doch genug!

Eine Extragarnitur Kleidung (kurze Hose, T-Shirt, Flip-Flops) mitnehmen, falls man bei dem Ausflug wegen Regen oder der Bootsfahrt pitschnass wird.

Badezeug mitnehmen für den Pool beim Quebrada Bonita Wasserfall (bitte keine Köpfler in dem Pool machen).